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Blutengel 2015
  Gewalt ist keine Lösung in Konflikten, sondern zeigt in Fällen von Kriegen nur die
blutige Ohnmacht  des einen auf die mörderische Attacke des anderen. Christa Schyboll 


Nürnberg, Löwensaal 29.11.2015


Es war nicht gerade ein Wetter, bei dem stundenlanges Warten Spaß macht, trotzdem waren bereits um 12.00 Uhr die ersten Blutengel Fans vorm Löwensaal erschienen. 8 Stunden vor dem Konzert warteten die  Treuesten der Treuen auf den Beginn der einmal mehr höchst sehenswerten Show. Um 18.30 war aus der Handvoll eine lange Schlange geworden, die sich an den Blutengel Trucks vorbei in Richtung Tiergarten entlang zog. Als sich dann pünktlich um 19.00 Uhr die Eingangstüren des Löwensaals öffneten musste man bei der große Menge wartender Menschen mit einem extrem vollen Haus rechnen. Doch ein ähnlicher Ansturm wie beim Konzert 2015 in der Rofa blieb erstaunlicherweise in der Folge aus. Das lag sicher nicht an Blutengel, die sind wie eh und je einfach immer einen Besuch wert, sondern war wohl eher dem Konzerttermin an einem Wochentag geschuldet. Sowie der Tatsache, dass durch den Anschlag von Paris beim Eagles of Death Metal Konzert manch einer sich momentan eher aus Angst davon abhalten lässt, Konzerte zu besuchen. Das ist sicher die falsche Reaktion, auch an diesem Tag hat das B.O. S Security Team beste Arbeit geleistet. Eine absolute Sicherheit gibt es zwar nicht, die Konzertveranstalter geben sich aber größte Mühe für höchstmögliche Sicherheit zu sorgen,  wie die  N`Tertainment Veranstaltungs GmbH die nach 2014 Blutengel auch 2015 nach Nürnberg holten.

Als Support hatte Blutengel diesmal Dear Strange mitgebracht, ein Deutsch französisches Musikduo. Die Wahlberliner stehen ebenfalls bei Out of Line unter Vertrag und haben mit Lonely Heroes in diesem Jahr ihr Debütalbum herausgebracht, Sängerin Dorian Electrique und Keyboarder Romain Frequency, der französische Teil des Duos, machen aber schon länger gemeinsam Musik. Und das hat mit der typisch französischen Popmusik so gar nichts zu tun. Der Electro Act macht Prism Wave, wie sie selbst über ihre Musik sagen. Wie vielschichtig die ruhige Electro Mugge der beiden ist, wurde an diesem Tag allerdings nicht wirklich deutlich, weil, selten bei einem Konzert, die Band viel zu leise eingestellt war. In den hintersten Reihen des Löwensaals konnte man kaum mehr etwas vernehmen, worunter der Auftritt doch merklich litt. Trotzdem war zumindest gut hörbar, dass Sängerin Dorian Electrique mit einer wandelbaren Stimme gesegnet ist und es sich lohnt mal in das erste Werk der beiden rein zu hören.

Äußerst rhythmisch mit einem Trommelsolo startete der 2. Teil der Omen Tour von Blutengel und dem Song Sing. Einer von vielen Krachern aus der Feder von Chris Pohl und gut gewählt, denn sofort war das Publikum singend voll dabei. Und das sollte sich bis zum Ende auch kaum ändern. Blutengel Konzerte sind immer auch Mitsing-Konzerte und es gibt nicht wenige, die jeden Song von Anfang bis Ende mitsingen können. So wie die hübsche junge Dame, die aufgrund der Haarfarbe etwas aus der größtenteils komplett in schwarz gekleideten Menge herausstach. So schaffen es Blutengel jedes Mal, auch durch den hohen Mitsingfaktor des, wohlgemerkt auch männlichen,  Mitsingpublikums ein Gemeinschaftgefühl im Publikum zu erzeugen und alle Teile der Blutengel Familie werden zu lassen. Einer von vielen Reizen, die Blutengelkonzerte so bieten. Ein anderer ist sicher die Show, die immer sehenswert, auch diesmal keinen Grund zur Kritik bot. Jedes Mal lässt sich Chris Pohl und sein Team neues einfallen, allein die Bilder die auf die 2 Videowände an der Seite projiziert wurden waren einmal mehr beeindruckend. Auch die 3 Mädels die immer ästhetisch, durchaus erotisch und nie billig eine großartige Bereicherung der Show darstellten. Egal ob als Nonne gekleidet oder in sexy Unterwäsche, egal ob blutverschmiert oder im schicken Kleid, die 3 bildhübschen Ladies machen einfach eine gute Figur und sind ein ganz wichtiger Teil des audiovisuellen Gesamtkunstwerkes Blutengel.  Genauso wie Uli Goldmann, die einzig verbliebene weibliche Stimme, die aus dem Konzept Blutengel nicht wegzudenken ist und wie immer gesanglich absolut begeistern konnte.

Die Streicherinnen hat Chris Pohl, der immer noch nicht zu altern scheint,  diesmal übrigens daheim gelassen, dafür hat er mit Keyboarder Gared Dirge ein ganz bekanntes Gesicht mit nach Nürnberg gebracht. Zuletzt konnte man ihn mit seiner Band Lord of the Lost in Nürnberg und auch als Musiker, Kopierkünstler und „Bodenpflegemaschinen-Zureiter“ in Höchstadt im Frankenland beim Schloßhof-Festival dieses Jahr schon erleben.

Die zweite personelle Überraschung gab es übrigens zum Ende des Konzertes bei der Zugabe,  als der Münchner Meinhard als Special Guest zusammen mit Chris Pohl das gemeinsame Duett Kinder der Sterne in der Blutengelversion zum Besten gab. Bis dahin war die Setlist mit Krachern wie Kinder dieser Stadt, Vampir Romance, das auch optisch beeindruckende Krieger, You walk away  und Die with you um nur einige zu nennen schon beeindruckend genug. Eine Best of Sammlung ohne überhaupt ein Best of Programm sein zu wollen. Mit Kinder der Sterne und als zweiten Zugabeblock mit Reich mir die Hand und Monument setzte man noch mal eines drauf. Pech für die, die zu der Zeit schon den Weg nach draußen angetreten haben in der irrigen Meinung nach der Zugabe kommt nichts mehr.  Sie haben genauso etwas verpasst, wie besonders alle die sich aus welchen Gründen auch immer sich gar nicht aufraffen konnten. Das ist gerade bei Blutengel immer ein Fehler, allein die Liveshows sind showtechnisch immer großes Kino.
























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