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Eisheilige Nacht 2015
  72 % sagen: Zuviel Sex im Fernsehen! Sie würden gerne umschalten -
  aber sie haben keine Hand mehr frei.             Harald Schmidt      


Dresden, Alter Schlachthof 20.12.2015

 

Ein absoluter Pflichttermin ist jedes Jahr zur Weihnachtszeit die Eisheilige Nacht-Konzertreihe der Band Subway to Sally. Zusammen mit 3 befreundeten Bands geht es in ganz Deutschland auf Tour, beste Unterhaltung weit weg vom „Last Christmas“ Gedudel ist jedes Mal garantiert. In diesem Jahr hat man sich mit dem Line-Up aber selbst übertroffen. 4 Bands mit absoluter Headliner-Qualität bei einer Veranstaltung und das zu einem höchst attraktiven Eintrittspreis. Subway to Sally weiß, wie man die eigenen Fans glücklich machen kann.
Versengold, Letzte Instanz, Fiddlers Green und Subway to Sally, Bands die sich musikalisch zwar durchaus gravierend voneinander unterscheiden aber trotzdem extrem gut zusammenpassen.
So gut, dass es vielleicht die bisher schönste Eisheilige Nacht der bisherigen jährlichen Konzertreihe überhaupt war.
So dominierten diesmal eher die folkigen Klänge, für die härtesten des Tages waren die Gastgeber selbst verantwortlich. Das war in der Vergangenheit schon anders, als Bands wie Lord of the Lost und Lordi den Härtepegel deutlich höher legten.

Schade, dass Versengold nur 30 Minuten Zeit bekam, sich dem Subway-Publikum „vorzustellen“. Das ist für jede Band definitiv zu wenig, um auch nur annährend zu zeigen, zu was man in der Lage ist. Schon gleich für eine Band wie Versengold, die das Beste aus der kurzen Auftrittszeit machten und schon beim ersten Song mächtig für Stimmung sorgten. Kein Wunder bei Songs wie "Drey Weyber" und "Paules Beichtgang", die nachhaltig zu überzeugen wussten. Trotzdem ist das, was die Besucher des ausverkauften Alten Schlachthofes an diesem Abend erleben durften nur die eine Seite von Versengold. Die nachdenklichere, stillere, wie zum Beispiel  in dem Übersong „Die Namen von Millionen“ der in der Setlist gänzlich fehlte, kam deutlich zu kurz. Verständlich, dass man in der kurzem Spielzeit sich vor allem auf die Stimmungslieder konzentrierte, Versengold haben aber viel mehr zu bieten. Man kann jedem, der Spaß am Auftritt der Nordlichter hatte nur raten, sich die neue CD „Zeitlos“ zuzulegen um alle Facetten der großartigen Band kennenzulernen. Dresden zeigte nur eine Seite der Band, aber die war schon beeindruckend genug und kam beim Publikum großartig an. So wollte eigentlich auch niemand, dass nach 30 Minuten schon Schluss ist, vielleicht hätte man die ganze Veranstaltung bereits um 18.45 starten und ihnen somit 45 Minuten ermöglichen sollen. Im März 2016 haben die Dresdner aber eine gute Gelegenheit, die Band dann in all ihren Facetten und mit all ihrer Klasse bei der Zeitlos Tour erleben zu können und das lohnt sich wie man hier nachlesen kann.
Eine gute Tradition der Eisheiligen Nacht und auch ein klarer Ausdruck der Wertschätzung ist es übrigens, wenn Frontmann Eric Fish die Bands höchstpersönlich dem Publikum vorstellte. So kam er auch nach dem Versengold Auftritt erneut auf die Bühne um Fiddlers Green anzukündigen.
Mehr als den Song „The More The Merrier“ bedarf es nicht, schon war auch bei Fiddlers Green gute Stimmung im Haus. Trotzdem brauchten  die Franken eine gewisse Warmlaufzeit bis der Fiddlers Turbo so richtig zündete. Aber nach "Scolding Wife" und "A Bottle A Day" war das Auditorium wieder voll dabei, hörte begeistert zu, sang ausgelassen mit, oder ließ sich zum Tanzen hinreißen.  Und spätestens bei der traditionellen Wall of Folk gab es kein Halten mehr. "A Night in Dublin", "Raise your Hands" inkl. 1000- fachem Publikumschor und "The Night that Pat Murphy Died" waren die Highlights der Fiddlers Show, nicht zu vergessen natürlich "Folk`s not Dead". Die Erlangener Nationalhymne steht wie kein zweiter Song für das, was Fiddlers nun schon 25 Jahre auf allen Bühnen Deutschlands zelebrieren, immer ein Genuss, immer ein besonderes Folk-Erlebnis, auch der knapp 60 minütige Auftritt in Dresden, der wie im Flug verging machte da keine Ausnahme.

Nach kurzer Umbaupause kündigte Eric Fish das Heimspiel Letzte Instanz an. Die Dresdner Band durften diesmal als Dritte ran, was ihr nicht nur etwas mehr Spielzeit bescherte sondern auch für ausgesprochen gute Stimmung im Publikum sorgte. Schon nach dem Intro und den Eröffnungssong "Nur für uns“ war jedem klar, dass Letzte Instanz Konzerte in Dresden immer ein ganz besonderes Ereignis sind. Auch weil das Publikum stimmlich immer voll dabei ist und auch an diesem Tag viele Instanz Fans im Publikum zu finden waren. Nach den Songs „Blind“, „Kalter Glanz“ und „Ganz egal“ wurden bei „Wir sind eins“ auch alle Neugierigen befriedigt, die sehnsüchtig auf Neues der Brachialromantiker warteten. Der Appetizer aus der neuen Scheibe „Liebe im Krieg“ macht, wie alles was man bisher schon hören konnte, irre Lust auf die Scheibe, die leider, verboten spät, erst im August 2016 erscheinen wird. Apropos Brachialromantik, an diesem Abend kam die Band so soft rüber wie schon lange nicht mehr ohne dadurch aber an Qualität einzubüßen, es war ganz großes Kino das man den Publikum in den 60 Minuten bot. Auch Dank der beeindruckenden Lichtshow, die problemlos als Werbefilm, wie (Dank eines Könners  wie Andraj Sonnenkalb an der Lichttechnik) Lichttechnik das Live-Erlebnis deutlich steigern kann, aufgezeichnet hätte werden können.
Da der Abend viel Traditionelles bot, wollten die Jungs der „Letzte Instanz“ dem in nichts nachstehen. So sorgten sie mit „Wir sind Allein“ Dank kollektives Handanfassen für ein ganz besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl im Publikum um beim letzten (Kult-) Song "Rapunzel" diesmal unterlegt mit Deichkinds "Krawall und Remmi Demmi"  auch dem Letzten im Alten Schlachthof noch klarzumachen, egal was man singt, es klingt auch Dank der Ausnahmemusiker um „Cello-Gott“ Benni Cellini nicht nur verdammt gut, sondern auch verdammt gut nach „Letzte Instanz“. Heimspiel beeindruckend genützt, volle Punktzahl eingefahren, auch dank der klasse Lichttechnik für die Truppe um Sänger Holly und Neudrummer Andy Horst, der nach der Unplugged-Kirchentour auch Vollverstärkt keine Zweifel aufkommen ließ, dass er ein echter Gewinn ist.
Feuer frei hieß es im wahrsten Sinne des Wortes danach für Subway to Sally. Dass die Band es auch meisterhaft versteht mit allen möglichen pyrotechnischen Effekten zu glänzen, soweit man sie je nach Location auch lässt, ist ja schon hinlänglich bekannt. So gab es auch diesmal viel sehenswertes Feuer, wobei es ohne Frage am beeindruckensten ist, die 3 Feuerspucker der Band zu erleben.
Erfreulicherweise hat man passend zum Song Eisblumen auch die Schneemaschine wieder aus der Asservatenkammer herausgeholt. Optisch immer eine Bereicherung ist der Song auch musikalisch einer der schönsten Subway Songs überhaupt. Das ist bei der Setlist mit einem Feuerwerk an Hits wie „Mephisto, Knochenschiff, Kleid aus Rosen, Falscher Heiland, Auf Kiel , Sieben, Tanz auf dem Vulkan und Veitstanz“ um nur einige zu nennen aber eh relativ. Da macht übrigens auch ein Song wie „Arme Ellen Schmitt“ aus dem neusten Album Mitgift, 2014 erschienen, keine Ausnahme. Er gehört definitiv in jede Setlist und die Show zum Album war eh das beeindruckenste was man bis heute von Subway to Sally zu sehen bekam und ist wohl schwer zu toppen.
Trotzdem soll jetzt nicht der Eindruck entstehen, dass man einfach die Hits der  Reihe nach lieblos heruntergespielt hat, davon ist die Band ganz weit entfernt. Man hat einfach das Problem, dass der musikalische Output bis heute von Hits nur so strotzt. Sowohl musikalisch als auch als optisch, gewohnt großes Live Kino was Subway to Sally an diesem Abend boten, auch die schwarzen Luftballons die in Massen durchs Publikum flogen waren eine schöne Idee.
Ein traditionelles Highlight gab es dann auch als Zugabe, als Sahnehäubchen sozusagen, als Eric Fish zum traditionellen Irischen Song „Carrickfergus“, benannt nach der gleichnamigen irischen Stadt Bandmitglieder aller beteiligten Bands auf die Bühne holte und man die unterschiedlichen Stimmfarben der 4 großartigen Leadsänger einmal gemeinsam erleben konnte.
Nach den verschiedensten Interpretationen von Musikern wie Joan Baez, Bryan Ferry, The Dubliners, Loreena Mc Kennit, Van Morrison nun eine wunderschöne ans Herz gehende eisheilige Fish, Loose, Albers, Hoyer-Version.
Zum Schluss gehörte zu Julia und die Räuber die Bühne aber wieder Subway to Sally allein, zum Glück, man hätte die Band wohl geteert und gefedert, würde man die größte Subway Tradition einfach über Bord kippen. So endete ein berauschendes Fest für Aug und Ohr ganz traditionell mit voller Stimmunterstützung des klasse Publikums.
Um die Tradition zum letzten Mal an diesem Tag zu bemühen sollte man sich den Tipp von Eric Fish echt zu Herzen nehmen und sich schon jetzt um Karten für die Eisheilige Nacht 2016 bemühen. Das Line-Up das der Frontmann schon bekannt gab mit Vroudenspil, Eluveitie, Lord of the Lost und den Gastgebern verspricht auch 2016 große Unterhaltung von 4 Bands mit Headliner-Qualität und ausverkaufte Häüser, wetten!

 



Die Bildergalerie vom Abend




Versengold

Fiddlers Green

Letzte Instanz

Subway to Sally




























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